Das im IBH-Lab verankerte Teilprojekt Internationale Musterfabrik Industrie 4.0 (i4Production) unterscht, wie KMU ihre Produktion zukunftssicher, effizient und produktiv gestalten können. Im Projektjahr 2018 wurde die, auf Basis dreier Modellfabriken in drei Ländern generierte, international vernetzte Prozesslandkarte 4.0 weiterentwickelt.
Nach der Implementierung der Produktionslinien in 2017 (individuelle mechanische Produktion an der FHV, Varianten-Fertigung elektronischer Komponenten an der NTB und End-Montage an der HTWG) wurde eine gemeinsame Basis für Daten und deren Austausch geschaffen sowie die Fertigungs- und Montageabläufe intern und extern abgestimmt. Die Vernetzung der Prozesslandschaft wurde konzeptioniert und für die individuelle Fertigung der Felge des Modellautos als Produkt ausgelegt. Damit kann eine kundenindividuelle und vom Kunden selbst ausgeführte Konstruktion der Felge erfolgen. Anschließend erfolgt eine automatisierte Konstruktions- sowie Fertigungsprüfung. Damit kann der Kunde die üblichen Varianten des Modellfahrzeugs bestellen sowie eine Felge frei designen.
Erkenntnisse aus der Projektarbeit 2018
Beim Aufbau der Linien und durch die Industrie-Partnerschaften ergaben sich bei der Implementierung der Digitalisierungsmaßnahmen in der Praxis Autoritätsprobleme zwischen den verschiedenen Hierarchiestufen in der Produktion durch sehr unterschiedlich verteiltes Wissen und Umgang mit Digitalisierung. Auch zeigte sich mit dem deutlich erhöhten Anteil von Software am Projektumfang eine Veränderung in der Projektabwicklung – weg vom Systems Engineering getriebenen Maschinenbau hin zur agilen Entwicklung in der Software. Eine entsprechende Umsetzung in maschinenbaulich-orientierten Unternehmen erfordert aber wiederum eine Veränderung der Hierarchien zur lösungorientierten Vernetzung und Selbstorganisation. Außerdem spielt durch die Individualisierung der Produkte der Kunde eine deutlich höhere Rolle während des Entwicklungsprozesses als bisher.
Durch die Digitalisierung muss der Maschinenbauer damit künftig ähnlich dem Informatiker ständig mit dem Kunden kommunizieren.
Gerätetechnisch hat sich gezeigt, dass speziell KMUs offene und günstige Lösungen des Massenmarktes benötigen, so wie es an den drei Standorten des Projektes umgesetzt wurde. Die großen Automatisierungslieferanten können die angebotenen Industrie 4.0 Lösungen teilweise nicht liefern und wenn, dann als geschlossene Systeme deren hohen Investitions-Kosten sich in einem KMU nicht wirtschaftlich darstellen lassen. Nachteil der Lösungen des Massenmarktes allerdings sind bei der Sicherheit und dem mangelnden Bewusstsein bei der Nutzung solcher Geräte zu sehen. Letzteres ist beim Kauf teurer Industrielösungen eher vorhanden. Zudem begibt man sich mit den Gerätschaften zumindest teilweise da landabhängig in rechtlich schwierige Bereiche (Datenspeicherung, Kameras etc.).
Das Projekt wird 2019 abgeschlossen. In der verbleibenden Zeit wird die Implementierung des Business-Eco-System unter Zuarbeit der Partner umgesetzt.
Weitere Informationen über das Projekt finden Sie auf der Projektseite www.kmu-digital.eu/de/projekte/i4production